Freitag, 9. August 2013

Murom

Frühstück mit ...

Frühstück mit Lenin

Nach über 8 Stunden Radfahren haben wir ausgezeichnet geschlafen. Das Hotel Volna ist ein sehr einfaches Hotel; wir haben das einzige Zimmer mit eigener Dusche und WC. Vor allem gibt es im Hotel kein Frühstück - so ziehen wir uns an, steigen aufs Rad und radeln zum Frühstücken in Richtung Zentrum. Nach kurzer Suche finden wir eine Bäckerei und kaufen Milchkaffee sowie Teigtaschen mit süßer und herzhafter Füllung. 

... Lenin
Nebenan ist vor der Stadtverwaltung ein kleiner Park mit obligatorischem Lenindenkmal. Wir suchen uns eine freie Bank und frühstücken gemütlich mit Blick auf Lenin. Lenindenkmäler sind uns bisher in jeder Stadt begegnet. Lenin als junger Student, Lenin gereift, Lenin als "elder statesman" - es gibt viele Variationen und dazu natürlich immer eine "ulitza(=Straße) lenina". Eine ähnliche Verbreitung hat nur noch Volksheld Juri Gagarin. Nach ihm benannte Straßen finden sich ebenfalls in so ziemlich jeder Stadt. Kaffee und Teigtaschen sind ausgezeichnet. Wir holen uns einen Nachschlag.

Der Markt in Murom

Nike, Adidas & Co

Direkt im Zentrum ist auch ein großer Markt. Auf Märkten waren wir während unserer Reise bisher noch nicht. So schlendern wir gemütlich durch die Marktreihen und begutachten Kleidung, CDs, Haushaltswaren, Schuhe und vieles mehr. Neben den russischen Produkten finden sich natürlich auch die großen Jeansmarken und, wie könnte es anders sein, Nike, Adidas & Co ;-)

Dreifaltigkeitskloster

Wir hätten es uns denken können...

Nach dem Markt wollen wir das berühmte Muromer Dreifaltigkeitskloster besichtigen, aber wir haben nicht daran gedacht, dass in orthodoxen Kirchen eine ziemlich klare Kleiderordnung herrscht. Für Männer bedeutet dies: keine kurzen Hosen bzw. Hosenbeine bis über das Knie. Für Frauen sind die Regeln noch strenger: Keine freien Schultern und Kopftuch bitte. Das geht in Ordnung, wir respektieren gerne die Regeln! Leider hat Doris a.) zu kurze Hosen, b.) freie Schultern und c.) ihr Kopftuch im Hotel vergessen. Also gehen wir zuerst einmal zurück ins Hotel um das Kopftuch zu holen. Bei der Gelegenheit können wir dann noch Getränke einkaufen gehen und Doris möchte noch auf dem Markt ein weiteres Tuch für die Schultern bzw. Beine kaufen. Alles nicht so schlimm, in Murom sind die Wege kurz.

Am Hotel angekommen wartet schon die Rezeptionistin auf uns. Ihre Kollegin hatte vergessen das Visa im Pass zu kopieren. Ich gebe ihr die Pässe sowie unsere bisherigen Meldezettel. Nach Durchsicht der Meldezettel ist sie sehr interessiert und es zeigt sich mal wieder, dass man für Kommunikation nicht wirklich eine gemeinsame Sprache benötigt: Zuerst einmal den großen Respekt vor dem Radfahren in Russland. Das ist für die meisten Leute einfach sehr abwegig und ein bisschen exzentrisch. Dann erzählt sie uns von ihrem Bruder, der in Kazan lebt. Sie war schon öfters dort, vor allem das Aqualand hat ihr sehr gut gefallen. Hmm, vielleicht hätten wir baden gehen sollen. Das Gespräch ist sehr herzlich und uns auf jeden Fall ein Erinnerungsfoto wert.

Ein gemeinsames Hobby verbindet

Im Cafe Milano
Wir fahren in den nächsten Supermarkt und kaufen Getränke, dann wollen wir nochmal zum Markt fahren um ein Tuch zu kaufen. Als wir so gemütlich die Hauptstraße entlang radeln, höre ich von links eine Bremse und ein freundliches "приве́т". Neben mir fährt ein Rennradfahrer im Liquigas Trikot und einem Pinarello Rennrad. Wir kommen ins Gespräch, er und sein Cousin, beide sprechen englisch, sind gerade am trainieren und 60 km hierher geradelt. Wir halten und reden über unsere Tour. Nischni Nowgorod? Da waren sie noch nie. Meinen Vorschlag ein paar Bilder anzuschauen, ich habe im Ortliebkoffer mein tablet dabei, nehmen sie gerne an.

Ein gemeinsames Hobby verbindet
So setzen wir uns ins nahegelegene Cafe Milano bestellen uns etwas zu trinken und schauen uns ein paar Bilder unserer bisherigen Reise an. Sein Cousin ist mit dem Rad auch schon ganz ordentlich herumgekommen, z.B. Norwegen. Er hat die Bilder auf seinem Smartphone. So bekommen wir Einblick in eine tolle Tour durch Fjorde und herrliche nordische Landschaften. Da müssen wir unbedingt auch mal hin!

Zum Abschluss haben wir ihnen unsere Blog-Adresse und Facebook Daten gegeben, damit wir in Kontakt bleiben können. Leider haben wir die Namen nicht aufgeschrieben und ich schreibe gerade retrospektiv... (23.08). Es war auf jeden Fall sehr nett und interessant - ein gemeinsames Hobby verbindet Menschen.

Ein bisschen sightseeing

Jetzt aber mal schnell auf den Markt und ein Tuch gekauft. Der Markt schließt gerade, Doris bekommt aber noch das gewünschte Tuch. Jetzt steht dem Besuch des Dreifaltigkeitskloster nichts mehr im Weg. Kopftuch und Beintuch stehen Doris gut - sehr hübsch!

Das Dreifaltigkeitskloster wurde im 17. Jahrhundert gebaut und besteht aus einer Kathedrale und einer weitläufigen Klosteranlage. In den 90er Jahren wurde das Kloster renoviert, die Klosteranlage, vor allem die Gärten, sind mit viele Liebe zum Detail und Aufwand angelegt - wunderschön anzuschauen.

Dreifaltigkeitskloster
Gerne besuchen auch junge Frauen, die sich Kindersegen und eine glückliche Ehe wünschen, das Kloster. Der Grund sind Reliquien von Peter und Fewronija, die Liebe und Ehe beschützen.

Verkündigungskloster
Nach dem Ende der Sowjetunion gab es in Russland viele soziale Probleme - viele Familien sind dabei zerbrochen. Leidtragende sind dabei immer die Kinder. Aus diesem Grund haben die Nonnen des Klosters ein Waisenhaus mit Pensionat gegründet. Hier finden diese Kinder Aufnahme und ein neues Zuhause, sowie eine Ausbildung.

Badestrand an der Oka
Gleich nebenan ist das Verkündigungskloster. Die Kirche selbst wird im Inneren noch teilweise renoviert, aber ist ebenfalls eine Besichtigung wert.

Blick vom Strand auf die Okabrücke
Zum Entspannen fahren wir an das Ufer der Oka. Dort gibt es eine lange Promenade und einen weitläufigen Sandstrand der gut besucht ist und zum Baden einlädt. Schade, wir haben unsere Badesachen mal wieder im Hotel vergessen... Vom Strand hat man auch einen sehr schönen Blick auf die große Brücke, auf der wir gestern die Oka überquert haben.

Ilja Muromez
 Oberhalb der Promenade steht das Denkmal von Ilja Muromez. Ilja Muromez ist eine russische Sagengestalt, die Einzige, die von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen wurde. Für mich interessant, da ich vor zwei Jahren in Moskau die Tretjakow-Galerie besucht habe. Dort ist das Bild "drei Helden" des Malers Wasnezow ausgestellt - der mittlere Held ist Ilja Muromez.

Zum Abendessen gehen wir ins Café Milano und kehren anschließend wieder auf die Promenade zurück, um die Abenddämmerung mit ihrem schönen Licht hier zu erleben. Bewaffnet sind wir mit zwei tschechischen Radlern (Getränk ;-)), derselben Marke wie gestern. Ein kleiner Junge, knapp drei Jahre alt, spielt auf der Promenade mit einem Sektkorken Fußball. Unermüdlich kickt er den Korken durch die Gegend. Ich lass' mich animieren und mache mit. Die Tore sind die Bänke und ab und zu schießen wir ein Tor, begleitet von einem lautstarken "goal!" seiner Eltern. Im Gegensatz zu mir, zeigt der Junge keinerlei Anzeichen von Müdigkeit - gebt dem Kind ein Fahrrad!

Murom gehört zum goldenen Ring. Der goldene Ring ist eine Ansammlung von historischen Städten rund um Moskau. Die nächstgelegene Stadt des goldenen Rings ist Wladimir, dem nächsten Ziel unserer Reise.
 
Abendstimmung an der Oka
Abendstimmung an der Oka

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