Freitag, 2. August 2013

Cheboksary Tag 2

Heute Morgen waren wir mit Sergey Koltsov und Alexey Timofeev unterwegs. Unser erstes Ziel war das Traktorenmuseum von Cheboksary. In jungen Jahren war unser Sohn Fabian, wie viele kleine (oder auch große) Jungs, ein Traktorfan. Als Eltern konnten wir 26 verschiedene Hersteller von Traktoren aus dem Kopf aufsagen, das bleibt bei solcherart Interesse des eigenen Kindes einfach nicht aus. ;-)

So gerüstet betraten wir das Traktorenmuseum und dachten hier ausschließlich russische Traktoren vorzufinden... Weit gefehlt: Was wir zu sehen bekamen war, neben der Geschichte der Traktoren in Russland, eine weltweite Auswahl von Traktoren, darunter natürlich auch, wie könnte es denn anders sein, ein Lanz aus Aulendorf. Gut, dass Lukas, unser kleiner Neffe, nicht dabei war - wir wären wahrscheinlich nicht mehr hinausgekommen. Ich persönlich war noch nie in einem so gut sortierten Bulldog-Museum.

Nach so viel landwirtschaftlicher Technik, machten wir uns auf den Weg in das tschuwaschische Heimatmuseum. Da kam uns dann doch vieles bekannt vor. Die Tierwelt ist gar nicht so unterschiedlich, der Lebensstil aus früheren Zeiten auch nicht und auch nicht die steinzeitlichen Funde, die uns stark an unser Federsee-Museum in Bad Buchau erinnert haben. Sehenswert sind auf jeden Fall die tschuwaschischen Trachten und Kopfschmuck. Ein Bild mit dem Bären ist auf jeden Fall Pflicht.

Nachdem wir gestern sehr viele unterschiedliche Dinge gemacht hatten, wollten wir es heute ein bisschen lockerer
angehen. So sind wir nach dem Heimatmuseum zuerst einmal ins Hotel Wolga gegangen, um einen leckeren Kaffee zu trinken. Hier stieß Evgeniy Petrov zu uns, der uns ein Radtraining mit körperbehinderten Kindern zeigen wollte. Evgeniy spricht sehr gut Deutsch, so gingen wir wieder in den Mixed-Mode über, teils deutsch, teils englisch, da Katia ja auch dabei war.

Das Training fand auf der Tartanbahn in einem der Stadien von Cheboksary unter Anleitung von Viktor Nikolaevich statt, der mich mit seiner ruhigen und besonnenen Art stark an den Nachwuchstrainer vom RSC Biberach, Bernhard Lingenhöle
erinnerte. Viktor ist Trainer für die paralympische Disziplinen und hat seit kurzem die zwei, unter infantiler Zerebralparese leidende, zwölfjährige Zwillinge Danil und Vadim im Training. Ich bin jetzt kein Experte für diese Erkrankung, glaube aber es handelt sich um den Typ Diplegie, d.h. die Beine sind von den Koordinationsstörungen betroffen, aber nicht die Arme.

Radfahren soll den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen, so hat Mutter Serafima kurzerhand ein Kinderrad mit Stützrädern
versehen und um die normalen Pedale eine Schleife aus Stoff gemacht, damit die Füße fixiert werden können. Das klappt so leidlich - dieserart Pedale sind alles andere als optimal, um die verdrehten Füße auf dem Rad zu fixieren - Viktor Nikolaevich braucht eine Menge Geduld, bis die Füße richtig auf den Pedalen stehen. Ich denke hier können wir behilflich sein und den Jungs ein paar klassische Rennpedale mit Haken und Riemen zukommen lassen - und passende Schuhe lassen sich sicher auch besorgen. Die staatliche Förderung der paralympischen Nachwuchssportler ist in Russland, wie in vielen anderen Ländern, sehr endlich.

Es freut mich zu sehen, mit wie viel Motivation und Elan Danil und Vadim bei der Sache sind und ihre Runde drehen - förderungswürdig!

Langsam neigt sich unsere schöne Zeit in Cheboksary dem Ende zu. Wir verabschieden uns vor dem Hotel ganz herzlich von Evgeniy und Katia und beginnen unsere Sachen zu packen. Morgen geht es mit dem Rad weiter nach Lyskovo - eine ca. 160 km lange Etappe auf der Autobahn M7, da keine anderen Straßen durchgängig verlaufen - hoffentlich ist nicht zu viel Verkehr.






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